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« Die meisten Mitglieder der SVTP verbinden mit den Namen Eugen Weiss die Lehrbücher .............»

Prof. Eugen Weiss

Prof. Dr. med. vet. Dr. med. vet. h.c. mult. Eugen Weiss im Alter von 92 Jahren verstorben.

Die meisten Mitglieder der SVTP verbinden mit den Namen Eugen Weiss die Lehrbücher «Grundriss der speziellen pathologischen Anatomie der Haustiere» von Dahme und Weiss und «Allgemeine Pathologie für Tierärzte und Studierende der Tiermedizin» von Stünzi und Weiss. Beide Bücher haben sicher einige als Nachschlagewerk genutzt und / oder sich damit auf Prüfungen vorbereitet. Nachdem Professor Erwin Dahme bereits am 5.5.2021, im Alter von 95 Jahren verstorben ist, hat uns nun Eugen Weiss als letzter der Altmeister der Veterinärpathologie am 8. Januar 2023 für immer verlassen.

Geboren wurde Eugen Weiss am 24. Februar 1930 in Gmund am Tegernsee (Bayern) und wuchs in Wasserburg am Inn (Bayern) auf, wo er anfangs auch zur Schule ging. Im Jahr 1940 Jahren zog er mit seinen Eltern für wenige Jahre in das von Deutschland während des Zweiten Weltkriegs besetzte Posen (heute Poznan, Polen), kehrte aber bald nach Wasserburg zurück und schloss dort seine Schulausbildung mit dem Abitur ab. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann er ein Studium der Tiermedizin in München (1949-1954). Dort mussten zu dieser Zeit die Studierenden vor Beginn des Studiums ein sogenanntes «Bausemester» absolvieren. Damit sollten einige der kriegsbedingten Schäden an den Gebäuden der Tierärztlichen Fakultät an der Münchner Königinstrasse notdürftig beseitigt werden, um die Räume provisorisch nutzbar zu machen. Nach Abschluss des Studiums promovierte Eugen Weiss 1955 in München mit der Arbeit «Der Einfluss des Alters auf die Speicherungsfähigkeit des retothelialen Systems (Rs), nachgewiesen durch vitale Färbung mit Trypanblau an normalen und an mit Serum behandelten, wachsenden Hühnern» zum Dr. med. vet. Von 1955 bis 1960 wurde er Assistent am Institut für Tierpathologie der Universität München unter Prof. Hans Sedlmeier (1900-1970). Im Jahr 1960 habilitierte er sich dort für Tierpathologie, wurde Privatdozent und 1967 ausserplanmässiger Professor am Münchner Institut. Die Jahre von 1962 und 1963 verbrachte er als Assistant Professor am College of Veterinary Medicine der Washington State University in Pullman, WA, USA.

Nach der Emeritierung von Prof. Georg Pallaske (1898-1970) trat Weiss von 1968 bis 1998 dessen Nachfolge als Direktor des Instituts für Veterinärpathologie an der Universität Giessen an. Im Sommer 1974 konnte dort das von Weiss geplante völlig umgestaltete, hinsichtlich Räumlichkeiten und Ausstattung modernen Anforderungen angepasste Institutsgebäude bezogen werden.

Seine national und international anerkannten Forschungsschwerpunkte lagen in den Bereichen der Pathogenese von Viruskrankheiten und der Leukose.

Eugen Weiss hat sich besondere Verdienste um die Förderung des akademischen Nachwuchses für das Fach Veterinärpathologie erworben. Unter seine Leitung haben sich unter anderem akademisch qualifiziert:

 

  • Prof. Dr. Roland Rudolph 1972 zum C2-Professor ernannt, 1981 Ruf auf eine C4-Professur an die FU Berlin.
  • Prof. Dr. Knut Frese 1972 als C3-Professor am Giessener Institut ernannt.
  • Prof. Dr. Manfred Reinacher 1989 eine C3-Professur mit dem Schwerpunkt Immunpathologie am Giessener Institut berufen, 1993 Ruf als Professor für Veterinärpathologie an die Universität Leipzig.
  • Prof. Dr. Rudolf Hoffmann 1992 Ruf auf als Professor auf den Lehrstuhl für Zoologie, Fischereibiologie und Fischkrankheiten an der Universität München.
  • Prof. Dr. Wolfgang Baumgärtner, Ph.D. 1995, Ruf auf eine C3-Professur für Veterinär-Pathologie mit Schwerpunkt Immunpathologie an der TiHo Hannover, 2003 dort C4-Professor und Direktor des Instituts für Veterinär-Pathologie.

In der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) engagierte sich Eugen Weiss von 1969 bis 1997, zuerst als Leiter, später als stellvertretender Leiter der Fachgruppe “Pathologie“. Später als Mitglied im Vorstand der DVG (1995-2005) hat er die organisatorische Reorganisation dieser Organisation angestossen und begleitet.

Wer Eugen Weiss persönlich kennen lernen durfte schätze ihn als engagierten und kritischen Ratgeber, der auch nach der Diskussion an einer Tagung, bei der unterschiedliche Meinungen verblieben, am Abend gemeinsamen mit den Diskutanten ein Bier trinken konnte.

Am 24. Februar 2023, dem 93. Geburtstag von Eugen Weiss nahm in Giessen eine grosse Gruppe von Freunden, ehemaligen MitarbeiterInnen und KollegInnen mit seiner Witwe, seinen Kindern und Enkeln im Rahmen einer “grossen Kaffeerunde“, die von ihm vor seinem Tod ausdrücklich gewünscht worden war, Abschied von ihm.

RIP

Andreas Pospischil

Zürich